2025
Dissertation, Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen, 2025
Veröffentlicht auf dem Publikationsserver der RWTH Aachen University
Genehmigende Fakultät
Fak10
Hauptberichter/Gutachter
;
Tag der mündlichen Prüfung/Habilitation
2025-03-05
Online
DOI: 10.18154/RWTH-2025-03600
URL: https://publications.rwth-aachen.de/record/1009665/files/1009665.pdf
Einrichtungen
Inhaltliche Beschreibung (Schlagwörter)
Gewissensverweigerung (frei) ; Schwangerschaftsabbruch (frei) ; abortion (frei) ; conscientious objection (frei) ; reproductive autonomy (frei) ; reproduktive Selbstbestimmung (frei)
Thematische Einordnung (Klassifikation)
DDC: 610
Kurzfassung
Hintergrund: Während die meisten Länder, die einen Schwangerschaftsabbruch auf Wunsch der Frau erlauben, auch Ärzten ein Recht auf Gewissensverweigerung einräumen, hat sich dies als potenzielle Hürde für den Zugang zu einem Schwangerschaftsabbruch erwiesen. Die Verweigerung aus Gewissensgründen gilt als ein wenig erforschtes Phänomen, dessen Auswirkungen in Deutschland bisher nicht untersucht wurden. Ziel dieser Studie ist es, auf der Basis von Experteninterviews die Abläufe der Schwangerschaftsabbrüche in einer mittelgroßen Stadt in Deutschland exemplarisch zu rekonstruieren und mögliche Auswirkungen der Verweigerungen zu identifizieren. Methoden: Es wurden fünf semistrukturierte Interviews mit Expertinnen und Experten aus allen beteiligten Instanzen im April 2020 durchgeführt. Die Expertinnen und Experten gaben einen Einblick in die medizinischen Versorgungsstrukturen in Bezug auf Schwangerschaftsabbrüche, die Anwendung und Ausprägungen der Gewissensverweigerungen in der medizinischen Praxis und deren Auswirkungen auf die Versorgung von Schwangeren. Es wurde eine qualitative Inhaltsanalyse der transkribierten Interviews durchgeführt. Ergebnisse: Sowohl die Prozessstrukturen als auch die Auswirkungen der Gewissensverweigerungen unterscheiden sich den Berichten zufolge erheblich zwischen frühen Abbrüchen, die vor der 12. Schwangerschaftswoche durchgeführt werden, und späten Abbrüchen, die im zweiten und dritten Trimenon erfolgen. Die Gewissensverweigerungen haben dabei strukturelle Folgen, da sie die Zahl der möglichen Anbieter, insbesondere für frühe Abbrüche, weiter reduzieren. Auf der individuellen Ebene der Arzt-Patienten-Beziehung bestätigten die Experten die Neutralität und Patientenorientierung der überwiegenden Mehrheit der Ärzte. Dennoch scheinen vor allem späte Abbrüche anfällig für Barrieren zu sein, die durch die Gewissensverweigerungen in der individuellen ärztlichen Begegnung entstehen. Schlussfolgerung: Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass Gewissensverweigerungen sowohl bei frühen als auch bei späten Schwangerschaftsabbrüchen und insbesondere in den letzten Verfahrensschritten, die aus ethischer Sicht besonders problematisch sind, potentiell Hindernisse aufbaut. Eine Verpflichtung der Krankenhäuser zur Teilnahme an der Durchführung von Schwangerschaftsabbrüchen in Deutschland könnte dabei negative Auswirkungen der Gewissensverweigerungen auf die Rechte der Frauen sowohl auf individueller als auch auf struktureller Ebene verhindern.Background: While most countries that allow abortion on women’s request also grant physicians a right to conscientious objection (CO), this has proven to constitute a potential barrier to abortion access. Conscientious objection is regarded as an understudied phenomen on the effects of which have not yet been examined in Germany. Based on expert interviews, this study aims to exemplarily reconstruct the processes of abortion in a mid-sized city in Germany, and to identify potential effects of conscientious objection. Methods: Five semi-structured interviews with experts from all instances involved have been conducted in April 2020. The experts gave an insight into the medical care structures with regard to abortion procedures, the application and manifestations of conscientious objection in medical practice, and its impact on the care of pregnant women. A content analysis of the transcribed interviews was performed. Results: Both the procedural processes and the effects of conscientious objection are reported to differ significantly between early abortions performed before the 12th week of pregnancy and late abortions performed at the second and third trimester. Conscientious objection shows structural consequences as it is experienced to further reduce the number of possible providers, especially for early abortions. On the individual level of the doctor-patient relationship,the experts confirmed the neutrality and patient-orientation of the vast majority of doctors. Still, it is especially late abortions that seem to be vulnerable to barriers imposed by conscientious objection in individual medical encounters. Conclusion: Our findings indicate that conscientious objection possibly imposes barriers to both early and late abortion provision and especially in the last procedural steps, which from an ethical point of view is especially problematic. To oblige hospitals to partake in abortion provision in Germany has the potential to prevent negative impacts of conscientious objection on women’s rights on an individual as well as on a structural level.
OpenAccess: PDF
(additional files)
Dokumenttyp
Dissertation / PhD Thesis
Format
online
Sprache
English
Externe Identnummern
HBZ: HT031034854
Interne Identnummern
RWTH-2025-03600
Datensatz-ID: 1009665
Beteiligte Länder
Germany
Journal Article
Conscientious objection and barriers to abortion within a specific regional context - an expert interview study
BMC medical ethics 25, 14 (2024) [10.1186/s12910-024-01007-1]
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