2021 & 2022
Dissertation, Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen, 2021
Veröffentlicht auf dem Publikationsserver der RWTH Aachen University 2022
Genehmigende Fakultät
Fak08
Hauptberichter/Gutachter
;
Tag der mündlichen Prüfung/Habilitation
2021-06-16
Online
DOI: 10.18154/RWTH-2022-08718
URL: https://publications.rwth-aachen.de/record/853265/files/853265.pdf
Einrichtungen
Inhaltliche Beschreibung (Schlagwörter)
Funktionalisierung von Religion (frei) ; Internalisierung externer Effekte (frei) ; Nachhaltigkeit (frei) ; cultural values (frei) ; functionalisation of religion (frei) ; internalisation of external effects (frei) ; kulturelle Werte (frei) ; philippine mining (frei) ; philippinischer Bergbau (frei) ; sustainability (frei)
Thematische Einordnung (Klassifikation)
DDC: 330
Kurzfassung
Auf den Philippinen betrieben die Menschen bereits in der präkolonialen Zeit des Inselstaates Bergbau. Entsprechend tief verwurzelt ist dieser heute in der dortigen Kultur, die sich dadurch auszeichnet, dass in ihr seit jeher dem Gemeinwohl ein zentraler Stellenwert zukommt. Bei dem noch heute auf Luzon existierenden traditionellen Kleinbergbau der Kankana-ey, der bestimmt ist durch mannigfache Riten und Tabus, die einen nachhaltigen Umgang mit den natürlichen Ressourcen bewirken, zeigt sich diese ureigene soziale Mentalität besonders deutlich in der Verteilung des Nutzens aus dem Goldbergbau. Basierend auf dem kollektiven Eigentum der Sippe an den natürlichen Ressourcen wird ein Teil des geförderten Erzes als eine Art von sozialer Grundsicherung für all diejenigen Mitglieder eines Stammes, die selber keinen Bergbau betreiben, verwendet, wobei unter ihnen die alten Menschen, insbesondere die alten Frauen bevorrechtet sind, indem sie einen größeren Part im Sinne einer Altersfürsorge erhalten. Allgemein geht der Rohstoffabbau auf den Philippinen mit der Erwartung seines lokalen Umfelds auf einen unmittelbaren Nutzen einher. Diese Haltung lässt sich auf den zentralen traditionellen Wert Pakikisama zurückführen, worunter die Filipinos das gute Auskommen mit anderen oder auch die Bereitschaft mit anderen zu teilen verstehen. Zwischen dem Ideal Pakikisama und den Verhaltensnormen im traditionellen Bergbau der Kankana-ey sowie dem christlichen Wert der Nächstenliebe besteht eine enge Wesensverwandtschaft, deren Ursache darin liegt, dass in Folge der Christianisierung des Archipels durch die Spanier, ab der Mitte des 16. Jahrhunderts, die christlichen Werte die sittlichen Maxime der frühen Stammesgesellschaft allmählich überlagerten, ohne sie jedoch auszulöschen. Als Ergebnis dessen findet sich der heutige Wertekanon, wonach mit dem Abbau von nicht erneuerbaren Ressourcen für ein Rohstoffunternehmen untrennbar die Pflicht verbunden ist, eine soziale und ökologische Verantwortung im Sinne von Nachhaltigkeit zu übernehmen. Umgekehrt basieren das Prestige der Bergbaubetreiber bzw. die ihnen entgegengebrachte Akzeptanz aus der Bevölkerung auf der Einhaltung der gesellschaftlichen Konventionen. Vor diesem Hintergrund hängt ein langfristiger Unternehmenserfolg auf dem Archipel entscheidend von der kulturellen Wertekonformität eines Rohstoffförderers ab. In der Gegenüberstellung der beiden Rohstoffunternehmen Lafayette Mining Limited und Philex Mining Corporation (PMC) zeigt sich dies besonders deutlich. Denn im Gegensatz zu dem Missmanagement des australischen Bergbauunternehmens Lafayette Mining Limited, das gekennzeichnet war durch seine Werteignoranz, die zu einer ungenügenden Internalisierung von negativen externen Effekten und im Zuge dessen bereits nach kurzer Zeit zum Scheitern des Unternehmens auf den Philippinen führte, ist die werteorientierte Managementausrichtung mit einer Instrumentalisierung von Religion bei dem im Fokus der Arbeit stehenden Roh-stoffunternehmen PMC seit dessen Gründung im Jahr 1955 der Schlüssel zum Unternehmenserfolg. Zugleich fungiert die Werteidentität von PMC als Antrieb für eine nachhaltige Entwicklung im Umfeld seines Bergbaus. Denn auf der Basis seiner wertebasierten Verantwortungskultur setzt das Rohstoffunternehmen in Bezug auf Nachhaltigkeit einerseits neue Trends, andererseits übererfüllt es bestehende gesetzliche Normen und ist damit ein wichtiger Impulsgeber für die Politik und die Wirtschaft. Sein überaus erfolgreiches Nachhaltigkeitskonzept, dass sich durch die Vereinbarkeit der ökonomischen Interessen des Bergbaus mit den Belangen der natürlichen Umwelt einerseits und mit den Bedürfnissen der ansässigen Bevölkerung andererseits auszeichnet, machten PMCs Grube Padcal sogar zum Musterexemplar bei der Konzeption des Philippine Mining Acts von 1995, der erstmalig das Kreieren von externen Nutzeneffekten für den Großbergbau verbindlich machte. Als historisch gewachsenes Regelwerk lassen sich dessen Bestimmungen allerdings nur aus der Geschichte heraus verstehen. So geht der eigentumsrechtliche Grundsatz, nach dem alle Bodenschätze Staatseigentum sind, auf einen päpstlichen Erlass Alexanders VI. aus dem ausgehenden 15. Jahrhundert zurück, durch den das zu jener Zeit imperialistische Spanien die Legitimation zur Unterwerfung und Ausbeutung von bis dahin noch unentdeckten Ländern erhielt, mit der Auflage sie aus machtpolitischen Gründen des apostolischen Stuhls zu christianisieren. Auf dieser Grundlage bemächtigte sich die spanische Krone im 16. Jahrhundert, angetrieben von der Gier nach Macht und Reichtum, des Archipels, ohne aber an ihren Erfolgen in Südamerika anknüpfen zu können. Durch die spanische Eroberung der Inseln angeeignet, fiel das Eigentumsrecht nach dem spanisch-amerikanischen Krieg an die neue Kolonialmacht USA und nach der Unabhängigkeit der Inseln 1946 an den philippinischen Staat, wobei mit Ausnahme der Privatisierung von nicht erneuerbaren Ressourcen unter dem kolonialen Bergrecht der USA der eigentumsrechtliche Grundsatz, nach dem alle Bodenschätze Staatseigentum sind, ein fester Bestandteil der Gesetzgebung ist. Als Reaktion auf das koloniale US-amerikanische Bergrecht, dass im Gegensatz zu dem spanischen, welches mit seinen wohlfahrtstheoretischen Inhalten überrascht, externe Effekte außer Acht ließ, verankerten die Philippinen im Zuge ihrer Unabhängigkeit eine protektionistisch motivierte Quotenregelung, die den ausländischen Kapitalanteil zugunsten der Filipinos limitierte und die den Auftakt zu einem rohstoffpolitischen Hin und Her im Spannungsfeld zwischen der Nationalisierung der Bodenschätze einerseits und ihrer Liberalisierung andererseits bildete, wobei am Ende dieser wechselhaften Entwicklung heute der sich liberal präsentierende Philippine Mining Act von 1995 steht. Indes gehen viele der heutigen Rechtsvorschriften zur Internalisierung von negativen ökologischen Bergbaueffekten auf die Regierungszeit von Ferdinand Marcos zurück, der die Philippinen legislativ zu einem Pionier in Sachen Nachhaltigkeit machte. In den 1970er Jahren formaljuristisch der Zeit voraus, mangelt es jedoch seither an der konsequenten Durchsetzung der internalisierenden Rechtsvorschriften, sodass einzig ein auf die philippinisch-christlichen Werte ausgerichtetes Grubenmanagement, wie es seit Jahrzehnten von Philex Mining Corporation praktiziert wird, auf dem Archipel ein Garant für Nachhaltigkeit im Bergbau ist.In the Philippines, people were already mining in the pre-colonial period of the island nation. Today, mining is deeply rooted in the local culture, which is characterised by the fact that the common good has always been of central importance. The traditional small-scale mining conducted by the Kankana-ey and still in existence on Luzon today, is determined by manifold rites and taboos that ensure a sustainable use of natural resources. This inherent social mentality is particularly reflected in the distribution of the benefits from gold mining: Based on the collective ownership of the natural resources by the tribe, part of the mined ore serves as a kind of basic social security for all those members of a tribe who are themselves not actively involved in mining. Among them, elderly people - particularly elderly women - are prioritised by receiving a larger share for the purpose of their old-age provision. In general, resource extraction in the Philippines goes hand in hand with the expectation of the people in the local communities that it will provide direct benefits for them. This attitude can be traced back to the core traditional value of “Pakikisama”, which entails Filipinos getting along well with others or being willing to share with others. There is a close affinity between the ideal of Pakikisama and the behavioural norms of traditional Kankana-ey mining as well as the Christian value of charity. This affinity has its roots in the fact that, as a result of the Christianisation of the archipelago by the Spanish from the middle of the 16th century onwards, Christian values gradually started to superimpose themselves upon the moral maxims of early tribal society without, however, eradicating them. Consequently, there is a canon of values today according to which the extraction of non-renewable resources is in extricably linked to the obligation of a raw materials company to assume social and ecological responsibility in the sense of sustainability. Conversely, the prestige of mining operators or their acceptance by the population is based on their compliance with social conventions. Against this background, long-term business success in the archipelago is decisively dependent on the cultural value conformity of a raw material producer. This is particularly evident in the comparison of the two raw materials companies Lafayette Mining Limited and Philex Mining Corporation (PMC). The mismanagement of the Australian mining company Lafayette Mining Limited, characterised by its disregard of such values, led to an insufficient internalisation of negative external effects and, subsequently, to the failure of the company in the Philippines after only a short time. In contrast, the value-oriented management orientation with an instrumentalisation of religion has been key to the success of the raw materials company Philex Mining Corporation - on which this dissertation focuses - since its foundation in 1955. Simultaneously, PMC's value identity acts as a driver of sustainable development in its mining environment. On the basis of its value-based culture of responsibility, the company sets new trends in sustainability on the one hand and exceeds existing legal standards on the other, making it an important incentiviser for policymakers and the economy. Its extremely successful sustainability concept, which is characterised by the compatibility of the economic interests of mining with the concerns of the natural environment on the one hand and with the needs of the local population on the other, even made PMC's Padcal mine a model example in the conception of the Philippine Mining Act of 1995. The latter made for the first time the creation of external benefits obligatory for large-scale mining. As a historically evolved set of rules, however, its provisions can only be understood through history. The principle of property law, according to which all mineral resources are state property, goes back to a papal decree from Pope Alexander VI at the end of the 15th century, which legitimised Spain - at that time an imperialist country - to subjugate and exploit previously undiscovered countries, with the condition that these be Christianised for reasons of power politics of the Apostolic See. On this basis, the Spanish crown seized the archipelago in the 16th century, driven by a greed for power and wealth, but without being able to build on its successes in South America. Appropriated by the Spanish conquest of the islands, property rights fell to the new colonial power, the USA, after the Spanish-American War and to the Philippine state after the islands' independence in 1946. With the exception of the privatisation of non-renewable resources under the colonial mining law of the USA, the property rights principle according to which all mineral resources are state property, is an integral part of the legislation. The Philippines, in the course of their independence, anchored a protectionist motivated quota regulation. This was a reaction to the colonial US-American mining law that disregarded external effects and was so itself a strong contrast to the earlier, Spanish mining law that had surprised with its welfare-theoretical contents. The protectionist motivated quota regulation of the Philippines limited the foreign capital share in favour of the Filipinos and formed the prelude to a raw materials policy that moved back and forth within the field of tension between the nationalisation of mineral resources on the one hand and their liberalisation on the other. Today, the liberal Philippine Mining Act of 1995 stands at the end point of these fluctuating developments. However, much of today's legislation on the internalisation of negative environmental mining effects dates back to the reign of Ferdinand Marcos, who made the Philippines a legislative pioneer in sustainability. However, since the 1970s, there has been a lack of consistent enforcement of the internalising legislation, so that only mine management based on Filipino-Christian values – as practised for decades by Philex Mining Corporation – is a guarantor of sustainability in mining in the archipelago.
OpenAccess: PDF
(additional files)
Dokumenttyp
Dissertation / PhD Thesis
Format
online
Sprache
German
Externe Identnummern
HBZ: HT021475225
Interne Identnummern
RWTH-2022-08718
Datensatz-ID: 853265
Beteiligte Länder
Germany
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