2022
Dissertation, Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen, 2022
Veröffentlicht auf dem Publikationsserver der RWTH Aachen University
Genehmigende Fakultät
Fak05
Hauptberichter/Gutachter
;
Tag der mündlichen Prüfung/Habilitation
2022-01-12
Online
DOI: 10.18154/RWTH-2022-00833
URL: https://publications.rwth-aachen.de/record/839783/files/839783.pdf
Einrichtungen
Inhaltliche Beschreibung (Schlagwörter)
Euregio Meuse-Rhine (frei) ; European cross-border regions (frei) ; co-patent activities (frei) ; cross-border cooperation in public transport (frei) ; cross-border interactions (frei) ; mental distance (frei)
Thematische Einordnung (Klassifikation)
DDC: 550
Kurzfassung
Transnationale Interaktionen können vielfältige Potentiale für Akteure in Grenzregionen (einschließlich Unternehmen, Behörden, Universitäten und Individuen) bergen. Diese Potentiale können zum Beispiel in Form verbesserter ökonomischer Wettbewerbsfähigkeit durch den Austausch komplementären (und stillen) Wissens, einer effizienteren Allokation von Humankapital oder einer erhöhten Lebensqualität durch kollektiv genutzte Infrastrukturen zum Ausdruck kommen. In vielfältigsten Forschungsbeiträgen zu den Themenkomplexen Innovation, Grenzraum und Raumplanung ist die institutionelle Distanz – die sich auf Unterschiede hinsichtlich offiziell gesprochener Sprachen, Kultur und formeller Regularien beziehen kann – zwischen Akteuren als Haupthemmnis grenzüberschreitender Interaktionen identifiziert worden. Abgeleitet aus konkretem Forschungsbedarf aus diesen Literatursträngen wird in der vorliegenden kumulativen Dissertation die kontextspezifische Rolle institutioneller Einflüsse (insbesondere von Sprache) auf grenzüberschreitende Interaktionen untersucht. Diese kumulative Dissertation besteht im Kern aus drei wissenschaftlichen Artikeln, die in „peer-reviewed Journals“ publiziert worden sind. Der angewendete Methodenmix – ökonometrische Modellierung, statistische Auswertung standardisierter Befragungsdaten und qualitative Expert*innen-Interviews – trägt der Heterogenität der untersuchten grenzüberschreitenden Interaktions- und Kooperationsmuster Rechnung. Um Repräsentativität zu gewährleisten, werden im ersten Artikel Determinanten grenzüberschreitender Ko-Patentaktivitäten in (fast) allen innereuropäischen und nicht-maritimen Grenzregionen (EU-28- und EFTA-Länder) analysiert. Das belgisch-deutsch-niederländische Grenzgebiet (die Euregio Maas-Rhein) dient wegen der ausgeprägten kulturellen Vielfalt als Untersuchungsregion des zweiten Artikels, um Determinanten „mentaler Distanz“ zu erforschen. Aufgrund des ausgebauten grenzüberschreitenden ÖPNV-Netzes stellt die Euregio Maas-Rhein ebenfalls die Referenzregion im dritten Artikel dar. Hierin werden Wechselwirkungen zwischen Schlüsselfaktoren, die grenzüberschreitende ÖPNV-Kooperation beeinflussen, untersucht. Determinanten grenzüberschreitender Ko-Patentaktivitäten, die als Indikator für interaktive Innovationsprozesse dienen, werden im ersten Artikel anhand von Gravitationsmodellen auf NUTS-3-Ebene untersucht. Diese ökonometrische Methodik dient dazu, Einflüsse von Sprachgemeinsamkeiten und europäischer Integration zu spezifizieren und generalisieren. Unter Berücksichtigung von Einflüssen durch räumliche Distanz, „technologische Nähe“ und europäische Integration zeigen die ökonometrischen Modelle, dass sich die Anzahl der grenzüberschreitenden Ko-Patente zwischen NUTS-3-Regionen um den Faktor 1,83 bis 2,49 ceteris paribus erhöht, wenn in diesen dieselbe Amtssprache gesprochen wird, d.h. institutionelle Nähe gegeben ist. Um Determinanten zu identifizieren, die „mentale Distanz“, d.h. die eingeschränkte Wahrnehmung von Aktivitäten jenseits der „eigenen“ Landesgrenzen, bedingen, wurden im Rahmen des zweiten Artikels Primärdaten (2019) in der Euregio Maas-Rhein erhoben. In der gegenwärtigen Grenzraumforschung wird die insgesamt als moderat empfundene, grenzüberschreitende Arbeitskräftemobilität in Europa durch mentale Distanz erklärt. In der vorwiegend konzeptionellen Literatur wird impliziert, dass die mentale Distanz von Individuen unveränderlich und homogen ausgeprägt sei. Statistische Auswertungen der gewonnenen Primärdaten zeigen hingegen auf, dass Fremdsprachenkenntnisse regionaler Sprachen (Deutsch, Französisch und Niederländisch) häufig signifikant mit einer höheren Verbundenheit mit ausländischen Städten (d.h. einer geringeren mentalen Distanz) korrelieren. Im dritten Artikel wird ein qualitativ-explorativer Ansatz verfolgt, um Aufschluss über Wirkungen sämtlicher institutioneller Effekte (d.h. durch Kultur, formelle Regularien und Sprache) im Kontext grenzüberschreitender ÖPNV-Kooperation, bei der sich Barrieren transnationaler Zusammenarbeit besonders offenbaren, zu erhalten. Die Auswertung von qualitativen, leitfadengestützten Interviews (2020) mit neun Expert*innen im Bereich grenzüberschreitender ÖPNV-Kooperation deckt erhebliche Wechselwirkungen zwischen verschiedenen Typen von Einflussfaktoren auf (z.B. zwischen finanziellen, administrativen und rechtlichen Barrieren). Aufgrund des vielschichtigen Faktorengefüges ist es schwierig, die Wichtigkeit von (zentralen) Faktoren, die grenzüberschreitende ÖPNV-Kooperation beeinflussen, individuell zu bestimmen. Abschließend lässt sich konstatieren, dass Sprache hinsichtlich grenzüberschreitender Interkationen ubiquitär, wenn auch in unterschiedlicher Ausprägung, zu wirken scheint. Sprachgemeinsamkeiten bzw. ausgeprägte Fremdsprachenkenntnisse sind bedeutende hinreichende Bedingungen für grenzüberschreitende Interaktionen im Alltag von Individuen und im Kontext wissensintensiver Zusammenarbeit. Einflüsse unterschiedlicher formeller Regularien, deren Wechselwirkungen mit weiteren Faktoren (z.B. administrativen Strukturen) und übergeordnete organisationsinterne oder politische Interessen relativieren hingegen die Wichtigkeit von Sprache in Kontexten grenzüberschreitender organisationaler Kooperation und Verhandlungen.Transnational interactions may entail manifold benefits for actors in cross-border regions (including firms, public authorities, universities and individuals). These benefits may find expression in increased economic competitiveness through the exchange of complementary (and tacit) knowledge assets, more efficient allocation of human capital or higher liveability through corporately used infrastructure facilities. State-of-the-art literature on innovation, border studies and spatial planning has revealed that institutional distance – which may refer to differences in officially spoken languages, culture and formal regulations – between actors poses the main obstacle to cross-border interactions. Derived from specific research gaps in these bodies of literature, this cumulative dissertation details the context-specific roles of institutional (especially language) effects on cross-border interactions. Overall, three scientific papers which have been published in peer-reviewed journals mainly constitute this cumulative dissertation. The applied mix of methods – econometric modelling, statistical evaluation of standardised survey data and qualitative guided expert interviews – takes into account the heterogeneous character of the investigated cross-border interaction and cooperation patterns. To obtain representative results, the first paper analyses determinants of cross-border co-patents in (almost) all inner-European and non-maritime cross-border regions (EU-28 and EFTA countries). Given its pronounced cultural diversity, the Belgian-Dutch-German borderland (the Euregio Meuse-Rhine) serves as the study region to explore determinants of ‘mental distance’ (second paper). Due to its advanced cross-border public transport network, the Euregio Meuse-Rhine also forms the geographical reference in the third paper, which investigates interactions between key factors that affect cross-border cooperation in public transport. Gravity models in the first paper give insight into the determinants of cross-border co-patents, which serve as an indicator of interactive innovation processes on the NUTS 3 level. This econometric methodology is apt to specify and generalise effects of language commonalities and European integration. By simultaneously modelling effects of spatial distance, ‘technological proximity’ and European integration, the econometric models reveal that sharing a common official language (i.e. institutional proximity) significantly raises the number of cross-border co-patents between NUTS 3 regions by a factor of 1.83 to 2.49.To identify determinants that condition ‘mental distance’, which is the individuals’ limited perception of occurrences beyond ‘their’ country’s borders, primary data (2019) were collected in the Euregio Meuse-Rhine within the framework of the second paper. State-of-the-art border research has identified mental distance as the main determinant of relatively moderate cross-border labour mobility levels in Europe. The predominantly conceptual literature has treated individuals’ mental distance as an invariable and homogeneous characteristic. However, statistical evaluations of the gathered primary data indicate that foreign language skills concerning regional languages (Dutch, French and German) are often significantly correlated with a higher mental closeness to foreign cities (i.e. a lower degree of mental distance).The third paper follows a qualitative-explorative approach to shed light on all potential institutional influences (i.e. by culture, formal regulations and language) on cross-border cooperation in public transport, where obstacles to transnational collaboration become particularly evident. The evaluation of qualitative guided interviews (2020) with nine experts on cross-border cooperation in public transport in the Euregio Meuse-Rhine reveals major interactions between different types of influencing factors (e.g. between financial, administrative and legal obstacles). Due to the multi-layered fabric of factors, it is difficult to determine the individual importance of (key) factors that impact cross-border cooperation in public transport. To conclude, language seems to matter ubiquitously in cross-border interactions, although to different extents. Language commonalities or advanced knowledge of foreign languages pose relevant sufficient conditions for cross-border interactions in the contexts of individuals’ everyday life and knowledge-intensive collaboration. However, impacts of formal regulations, interactions with additional factors (e.g. administrative structures) and paramount internal or political interests abate the importance of language in organisational cross-border cooperation and negotiation contexts.
OpenAccess: PDF
(additional files)
Dokumenttyp
Dissertation / PhD Thesis
Format
online
Sprache
English
Externe Identnummern
HBZ: HT021220129
Interne Identnummern
RWTH-2022-00833
Datensatz-ID: 839783
Beteiligte Länder
Germany
Journal Article
Determinants of cross-border co-patents: empirical evidence from 45 European regions
Review of regional research 42(1), 1-22 (2022) [10.1007/s10037-021-00151-0]
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Journal Article/Contribution to a book
Exploring Determinants of ‘Mental Distance’ in Cross‐Border Contexts
Tijdschrift voor economische en sociale geografie = Journal of economic and social geography 112(3), 288-303 (2021) [10.1111/tesg.12477] special issue: "Special Issue: Creative Industries at the Intersection Between Local Agglomeration, National Regulation and Global Networks"
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Journal Article
Interactions between Key Factors that Influence Cross-Border Cooperation in Public Transport: The Case of the Euregio Meuse-Rhine
Journal of borderlands studies 38(5), 681-698 (2021) [10.1080/08865655.2021.1957978]
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