2018
Dissertation, Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen, 2018
Veröffentlicht auf dem Publikationsserver der RWTH Aachen University
Genehmigende Fakultät
Fak07
Hauptberichter/Gutachter
;
Tag der mündlichen Prüfung/Habilitation
2018-11-21
Online
DOI: 10.18154/RWTH-2018-231011
URL: http://publications.rwth-aachen.de/record/751009/files/751009.pdf
Einrichtungen
Inhaltliche Beschreibung (Schlagwörter)
Brexit (frei) ; EU-Referendum (frei) ; Europäische Integration (frei) ; Europäische Union (frei) ; Großbritannien (frei) ; Medienwirkung (frei) ; Wahlverhalten (frei)
Thematische Einordnung (Klassifikation)
DDC: 320
Kurzfassung
Die vorliegende Arbeit hat sich zum Ziel gesetzt, die öffentliche Akzeptanz der Europäischen Union am Beispiel des britischen Referendums am 23. Juni 2016 zum weiteren EU-Verbleib aus medialer Perspektive, genauer: aus Sicht der britischen Printmedien, zu untersuchen. Dabei ging es um das Spannungsfeld zwischen vertiefter Integration auf dem europäischen Kontinent einerseits und konkret wahrnehmbarer EU-Ablehnung im Vereinigten Königreich andererseits. Die These dieser Arbeit lautete, dass große Teile der überregionalen britischen Tageszeitungen mit ihrer Berichterstattung über europäische Themen das Wahlverhalten ihrer Leser (mit-)entscheidend beeinflusst haben. Dazu wurden in dieser Arbeit fünf große britische Tageszeitungen untersucht. Es handelte sich dabei um Medienhäuser mit unterschiedlicher politischer Grundausrichtung und Einstellung zur Europäischen Union: Die seriösen The Times und The Guardian sowie die Boulevardzeitungen, auch „Tabloids“ genannt, The Sun, The Daily Mail und The Daily Express. Diese Zeitungen bildeten einen repräsentativen Überblick über die britische Medienlandschaft. Zum einen sind mit der Sun und der Daily Mail die zwei auflagenstärksten britischen Zeitungen in der Analyse vertreten, außerdem mit dem Daily Express die Zeitung, die gewissermaßen zu den Begründern und aktuellen Verfechtern des britischen Euroskeptizismus zählt und als erste Zeitung überhaupt die britische „Unabhängigkeit“ von Europa forderte. Der Guardian und die Times repräsentieren auch aufgrund ihrer Historie den seriöseren und gemäßigteren Teil der britischen Presse, der zumindest in der Mehrzahl der Fälle ausgewogen über das United Kingdom betreffende europäische Themen berichtet. Speziell britische Printmedien haben auch in einem immer stärker in Richtung Digitalisierung sich bewegenden Zeitalter und trotz sinkender Auflagen einen durchaus messbaren Einfluss mit Blick auf die öffentliche Meinung zur Europäischen Union. Um diese These auf ihre Richtigkeit hin zu überprüfen, wurden Aspekte wie politische Ausrichtung und Positionierungen bei vergangenen Wahlen berücksichtigt. Der Untersuchungszeitraum dieser Arbeit bezog sich konkret auf die Berichterstattung der fünf Zeitungen vom offiziellen Kampagnenstart (15. April 2016) bis zum Rücktritt David Camerons als Premierminister (13. Juli 2016). Die inhaltliche Auswertung konzentrierte sich auf von den Zeitungen vermittelte Themen, die das „Zusammenspiel“ zwischen Großbritannien und der EU betrafen. Inhaltlich wurde die vorliegende Arbeit in drei große Teilbereiche untergliedert. Der erste Abschnitt hat Aufschluss über das Verhältnis des Vereinigten Königreichs zu Europa bzw. der EU und die Entwicklung der britischen Medienlandschaft gegeben. Hier wurde zunächst die Historie und das Selbstverständnis Großbritanniens vorgestellt und die Frage erörtert, inwiefern sich das Vereinigte Königreich aus Sicht der heimischen Presse möglicherweise auch heute noch als Weltmacht begreift. Dabei wurden historische Ereignisse, vor allem die beiden Weltkriege, aus Sicht der Presse skizziert und kommentiert. An dieser Stelle ging es darum, das Spannungsfeld zwischen Britishness bzw. National Identity und einer sich (in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts) vertiefenden Integration auf dem europäischen Festland aufzuzeigen. In diesem Zusammenhang spielten auch das in der Wissenschaft noch recht junge Phänomen des Euroskeptizismus und populistische Tendenzen im United Kingdom eine zentrale Rolle. Im zweiten Teil der Arbeit wurde erörtert, warum Tageszeitungen in Großbritannien nach wie vor einen Einfluss auf politische Entwicklungen haben. Schwerpunktmäßig ging es in diesem Teilbereich um das Demokratieverständnis britischer Medien, politische Ausrichtungen, Besitzverhältnisse, kommerzielle Interessen und den Auflagenwettbewerb. Die empirisch-inhaltliche Analyse der Berichterstattung und ihre Einordnung in den politischen Kontext standen im Zentrum des dritten Teils. Hierbei wurde ersichtlich, dass es einen Zusammenhang zwischen Geografie, der Auflagenzahl der Zeitungen und den Wahlverhalten gibt. Gerade vor dem Hintergrund des knappen Wahlausgangs mit nicht einmal 1,27 Millionen Stimmen Unterschied zwischen Remain und Leave ist dies ein zentraler Ansatz dieser Arbeit gewesen. Die Ergebnisse wurden abschließend in den Stand der Forschung eingeordnet. Außerdem wurden Perspektiven für Großbritannien und Europa anhand von politischen Folgeereignissen im Nachgang des Referendums (Entscheidung des High Court of Justice zur Beteiligung des britischen Parlaments am Brexit-Prozess, Übergabe des britischen Austrittsgesuchs, Neuwahlen des Unterhauses) aus medialer Sicht, in den Kontext dieser Arbeit gestellt. Als Fazit lässt sich festhalten, dass die vorliegende Arbeit Befunde für eine letztlich (mit-)entscheidende Beeinflussung der britischen Printmedien in Bezug auf das Abstimmungsverhalten ihrer Leser herausgefunden hat. Somit wurde die eingangs gestellt These verifiziert. Dies könnte einen neuen Aspekt in die Forschungsdiskussion um die Verantwortung für den britischen Referendumsausgang am 23. Juni 2016 und den unmittelbar daraus resultierenden „Brexit“ einbringen.The dissertation’s aim is to examine the public acceptance of the European Union in Great Britain, illustrated on the EU referendum 2016 from the media’s point of view. The author analyzed five different daily newspapers - the more serious “broadsheets” The Guardian, The Times and the “tabloids” The Sun, The Daily Mail and The Daily Express and how they are reporting EU related themes and the referendum campaign throughout the hotly debated british EU referendum 2016. The author wanted to know what, if, kind of influence they had on the dramatic result of the EU referendum 2016, in which a majority of the british voters chose to leave the European Union. Even in a digitalized world where most of the people get their main information through the internet, british print media still plays an important part in forming public opinion and in playing an important part as an active political “player”. To prove this thesis on it’s correctness, the author examined historical events like past national elections and referendums on british soil, i.e. the EEC-referendum 1975 or the Scottish referendum 2014. The examination period was April 16th 2016 to July 13th 2016, the start of the official referendum campaign until the resignation of Premier Minister David Cameron. The Dissertation consists of three main parts: the first describes the relationship between the United Kingdom and Europe respectively the European institutions. The history and the self-image of Great Britain play a major part in understanding why the British People ultimately voted to leave the European Union on June 23rd 2016. In this part the relatively new scientific phenomenon “euroscepticism” is a central object to describe the rise of populism in the UK and across Europe. In the second part of the dissertation the main examination objects are introduced: The Guardian, The Times, The Sun, The Daily Mail and The Daily Exrpess. What kind of coverage can be extracted? How are they reporting European issues relating Great Britain? The empirical work follows in the third part of the dissertation: The author was able to connect geographical lines of where “Leave”-voters and readers of certain newspapers, especially The Sun and The Daily Mail, are living and connects these findings with the actual voting on June 23rd 2016. Finally, the results the author found in his examination are put in the difficult context of the british-european relationship. As a conclusion the author found results, which lead to the assumption that several of the big british newspapers were major active “players” in the referendum campaign and at least co-responsible for the dramatic and hard-pressed vote of the British People to leave the European Union.
OpenAccess: PDF
(additional files)
Dokumenttyp
Dissertation / PhD Thesis
Format
online
Sprache
German
Externe Identnummern
HBZ: HT019898444
Interne Identnummern
RWTH-2018-231011
Datensatz-ID: 751009
Beteiligte Länder
Germany
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